Verkehrliche Zukunft-Inselbahnhof
Der frühere „Haupt“- Bahnhof der Insel wurde 2020 im Zuge der „Zweibahnhofs-Lösung“ zu einem Regionalbahnhof abgestuft und neu „Lindau-Insel“ getauft. Im Rahmenplan „Hintere Insel“ ist bislang eine massive Gleis- Reduktion und eine teilweise massive Überbauung der freiwerdenden Bahn-Flächen vorgesehen.
Der Inselbahnhof stellte bis zu seiner Abstufung neben Konstanz und Romanshorn einen von nur drei Orten am Bodensee dar mit der räumlich größten Dichte der „Modal-Split- Faktoren“ Schienen- Regionalverkehr, Schienen- Fernverkehr, lokaler Busverkehr (ÖPNV), Schiffsverkehr, Rad- und Fußverkehr, mobiler Individualverkehr. Bei allen Bodensee- Anlieger- Gemeinden sind die Wege-Distanzen mindestens einer Modal-Split- Komponente weit größer.
Als Ersatz für die wegfallenden Schienen-Verkehre ist der neue Fernverkehrsbahnhof in Reutin vorgesehen, der sich in den 1 ¾ Betriebsjahren schon mehrfach als nicht Barriere- und störungsfrei erwiesen hat (und das, obwohl er von der DB- Direktion Bayern und diversen Landes- und Kommunalpolitikern derartig ausgezeichnet worden ist.)
Die Region Hegau – Bodensee – Allgäu ist nach Mecklenburg-Vorpommern die Tourismus- Region mit den zweitgrößten absoluten Übernachtungszahlen und prozentualen Zuwächsen. Hierbei ist auch eine starke Zunahme des binnenländischen Langzeit- Tourismus (> 1Woche) zu verzeichnen. Zusätzlich hat gerade auch die laufende bundesweite Kampagne, den bahngetragenen Regional- Tourismus durch Billigangebote wie z.B. das 9- Euro- Ticket zu puschen, hervorragende Zuwachszahlen beschert. Teilweise mussten Fahrgäste z.B. entlang der Südbahn Stuttgart – Lindau am Bahnsteig zurückgelassen werden und auf die nachfolgenden Züge ausweichen, dabei in vielen Fällen auch und gerade Rad- Touristen.
Im Rahmenplan „Hintere Insel“ ist nun immer noch eine starke Einkürzung der Gleislängen im Inselbahnhof begleitet von Verkürzung der nutzbaren Bahnsteiglängen auf ca. 200m geplant. Dieses Maß ist in keinster Weise einer quer durch alle Bundesparteien erwünschen „Verkehrswende“ nützlich. Es können nur verkürzte Züge den Insel- Bahnhof bedienen und eine zukünftige prosperierende Entwicklung der Regionalverkehre wird verkehrspolitisch „kastriert“. Die angedachten Bahnsteiglängen sind den Bedarfen zum Zeitpunkt der Auflegung des Rahmenplans (ca. 2019) angepasst und politisch längst überholt. Aktuell deutlich erkennbar an der Bedienungs- Kakophonie des Betreibers „Go-Ahead“, der aufgrund zu kurzer Bahnsteige im württembergischen Allgäu von zwei Zugteilen einen bis Memmingen verschlossen halten muss und als „heiße Luft“ transportiert, weil die Bahnsteige ebendort zu kurz sind. Bike-Touristen werden gezwungen, von Kisslegg nach Lindau zu radeln statt den Zug zu benutzen, da die Kapazitäten überfüllt sind – Verkehrswende Allgäu anno 2022 !!
Sollte der Rahmenplan für die angedachten Bauflächen der Bahn wie geplant kommen, hätten die beteiligten Vertragsplaner nicht nur ein ökologisches Verständnisproblem !
Als zweiten gravierenden Kritikpunkt wird der „Knotenbahnhof“ Insel durch die geplante Stillegung der Gleise 7 und 8 um 25 % seiner potenziellen (zukünftigen) Kapazitäten geschmälert. Da auf der Insel die Strecken aus 6 Destinationen zusammenkommen ( Basel- / Karlsruhe – Lindau; Stuttgart – Lindau; Nürnberg-Augsburg-Lindau; München- Kempten-Lindau; Innsbruck – Bregenz-Lindau; Mailand – Zürich / Chur – Lindau) sind platzmäßige Engpässe heute schon absehbar. Die nicht elektrifizierten Gleise 7 und 8 können (und müssen) im Regelbetrieb für zukünftig mit Wasserstoff- oder Hybridantrieb betriebene Relationen aus Basel und dem bayerischen Allgäu vorgehalten werden.
Ferner können diese beiden Gleise auch für touristische Sonderfahrten genutzt werden. Diese Sonderfahren (die nächste am 20.08.2022) stellen ein noch kleines, aber stetig wachsendes touristisches Markt- Segment dar (gerade auch in den nächsten Post-Corona-Jahren nach 2023). Die Nähe zum Seehafen bietet auch eine (grenzüberschreitende) Kombination derartiger Fahrten mit historisierenden Schiffen (Internationales Bodensee-Schifffahrtsmuseum IBSM, Bregenz (DS Hohentwiel, MS Österreich) und Bodensee-Schiffahrtsbetriebe, Konstanz (Art-Deco- MS Schwaben und MS Baden)), die europaweit einmal wäre und eine touristische Ausstrahlungskraft der Extraklasse inne hat. Eine Stilllegung der Gleise 7 und 8 würde diese Tourismus - Chance unwiederbringlich zerstören und auch eine Erweiterung zukünftiger regulärer Verkehre von und nach Lindau-Insel komplett verunmöglichen !!